Mitarbeiter kündigen – Arten, Herausforderungen & mehr

Die Kündigung eines Mitarbeiters durch den Arbeitgeber ist ein komplexer Prozess, der mehrere rechtliche Aspekte und Vorschriften berücksichtigt. In diesem umfassenden Leitfaden erfahren Sie alles, was Sie wissen müssen, wenn Sie einen Mitarbeiter kündigen möchten – von gesetzlichen Grundlagen über unterschiedliche Kündigungsarten bis hin zu besonderen Fällen und Herausforderungen.

Rechtliche Grundlagen zur Kündigung von Mitarbeitern

Die rechtlichen Rahmenbedingungen für die sogenannte „Arbeitgeberkündigung“ sind im § 1159 des Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuches (ABGB) sowie im Angestelltengesetz (AngG) verankert. Diese Gesetze liefern detaillierte Vorgaben zu Kündigungsfristen, Abfertigung und den Gründen, die eine fristlose Kündigung rechtfertigen könnten.

Rücknahme der Kündigung: Ist das möglich?

Nachdem eine Kündigung ausgesprochen wurde, fragen sich Arbeitgeber oft, ob eine Rücknahme möglich ist. Ja, die Rücknahme einer Kündigung ist laut Arbeitsrecht grundsätzlich möglich, erfordert jedoch die Zustimmung des betroffenen Mitarbeiters.

Verschiedene Möglichkeiten der Arbeitgeberkündigung

Arbeitgeber haben verschiedene Optionen, wenn es darum geht, ein Arbeitsverhältnis zu beenden:

  • Ordentliche Kündigung: Hier wird das Arbeitsverhältnis unter Einhaltung der gesetzlich festgelegten Kündigungsfristen beendet.
  • Fristlose Kündigung: Eine sofortige Beendigung des Arbeitsverhältnisses ist nur unter besonderen Umständen möglich.
  • Einvernehmliche Kündigung: Beide Parteien kommen überein, das Arbeitsverhältnis zu beenden, meist ohne Einhaltung einer Kündigungsfrist.

Detaillierte Informationen zu den Kündigungsfristen

Die Kündigungsfristen variieren je nach Dauer der Betriebszugehörigkeit und sind in Kollektivverträgen oder in speziellen Branchenregelungen oft gesondert festgelegt.

  • Für allgemeine Angestellte und Arbeiter:
    • Bis 2 Jahre: 6 Wochen
    • 2 bis 5 Jahre: 2 Monate
    • 5 bis 15 Jahre: 3 Monate
    • 15 bis 25 Jahre: 4 Monate
    • Über 25 Jahre: 5 Monate
  • Für saisonale Berufe:
    • Bis 6 Monate: 1 Woche
    • 7 Monate bis 5 Jahre: 2 Wochen
    • 5 bis 10 Jahre: 3 Wochen
    • Über 10 Jahre: 4 Wochen

Fristlose Kündigung: Wann ist sie zulässig?

Fristlose Kündigungen sind nur in bestimmten Fällen erlaubt, beispielsweise bei Verletzung der Arbeitspflichten, Drohungen, Körperverletzung oder Diebstahl. Diese Bedingungen sind in § 27 des Angestelltengesetzes (AngG) festgelegt.

Einvernehmliche Kündigung: Der Weg der gegenseitigen Zustimmung

In Fällen, in denen beide Parteien an einer Beendigung des Arbeitsverhältnisses interessiert sind, kann eine einvernehmliche Kündigung die beste Lösung sein. Hierbei muss der Betriebsrat – falls vorhanden – in den Prozess miteinbezogen werden.

Das Kündigen eines Mitarbeiters ist ein komplexes Thema, das sowohl für Arbeitgeber als auch für Arbeitnehmer viele Herausforderungen mit sich bringt. Ob Sie nun einen Mitarbeiter ordentlich, fristlos oder im gegenseitigen Einvernehmen kündigen möchten, es ist unerlässlich, die gesetzlichen Vorgaben und möglichen Szenarien genau zu kennen.

Vorgehensweise bei Auflösung des Arbeitsverhältnisses: Ein Detaillierter Leitfaden für Arbeitgeber

Pflichten und Rechte des Arbeitgebers bei der Kündigung

Arbeitgeber sind gesetzlich nicht dazu verpflichtet, die Kündigung eines Mitarbeiters in einer bestimmten Form auszusprechen. Es wird jedoch empfohlen, die Kündigung schriftlich zu verfassen, um bei eventuellen rechtlichen Auseinandersetzungen Beweismaterial zu haben. Wenn ein Betriebsrat im Unternehmen vorhanden ist, muss dieser der Kündigung zustimmen. Er hat auch das Recht, der Kündigung zu widersprechen, was den Prozess komplizieren kann.

Mögliche Folgen einer unrechtmäßigen Kündigung

Sollte eine Kündigung, insbesondere eine fristlose, ohne gerechtfertigten Grund erfolgen, muss der Arbeitgeber mit juristischen Konsequenzen rechnen. Der betroffene Arbeitnehmer könnte sich entweder an den Betriebsrat wenden oder selbst rechtliche Schritte einleiten. Dies kann zu einer Anfechtungs- oder Kündigungsschutzklage führen.

Herausforderungen bei der Kündigung von Mitarbeitern

Die Kündigung eines Mitarbeiters kann mehrere Herausforderungen mit sich bringen. Dazu gehört der Widerstand des Mitarbeiters gegen die Auflösung des Arbeitsverhältnisses in Form von Anfechtungen oder Klagen. Darüber hinaus gelten für besondere Arbeitsverhältnisse, wie etwa bei schwangeren Mitarbeiterinnen, spezielle gesetzliche Kündigungsschutzregelungen.

Kündigung während Krankenstand oder Urlaub

Eine oft gestellte Frage ist, ob Mitarbeiter während Krankenstand oder Urlaub gekündigt werden dürfen. Rechtlich ist dies möglich. Da sich der Arbeitnehmer jedoch nicht im Büro befindet, sollte die Kündigung schriftlich und nachweislich übermittelt werden.

Kündigung von Arbeitnehmern mit besonderem Kündigungsschutz

Ein besonderes Arbeitsverhältnis liegt vor, wenn der Mitarbeiter unter einem besonderen Kündigungsschutz steht, etwa als schwerbehinderter Mensch oder als Mitglied des Betriebsrates. Die Kündigung solcher Mitarbeiter ist nur mit gerichtlicher Erlaubnis oder anderen speziellen Genehmigungen möglich.

Strategien für Führungskräfte bei drohender Kündigungsschutzklage

Führungskräfte müssen sich darauf einstellen, dass eine Kündigung nicht einfach hingenommen wird. Daher sollten sie im Vorfeld Beweise sammeln, die die Kündigung rechtfertigen. Dazu kann es sinnvoll sein, Aussagen anderer Mitarbeiter zu sammeln, die die Position des Arbeitgebers unterstützen.

Ansprüche des gekündigten Arbeitnehmers

Nach der Kündigung hat der Arbeitnehmer bestimmte Ansprüche, wie beispielsweise den Erhalt des Gehalts bis zum Ende der Kündigungsfrist und eine Abfertigung. Zudem muss der Arbeitgeber dem gekündigten Mitarbeiter wichtige Dokumente wie das Arbeitszeugnis und Lohnzettel aushändigen.

Rolle des Arbeitsrechtanwalts

Bei Unsicherheiten bezüglich der Kündigung eines Mitarbeiters sollten Arbeitgeber unbedingt einen spezialisierten Anwalt für Arbeitsrecht konsultieren. Der Anwalt kann nicht nur über die gesetzlichen Kündigungsfristen und besondere Regelungen aufklären, sondern auch die Erfolgsaussichten einer eventuellen Kündigungsschutzklage bewerten und dem Arbeitgeber entsprechende Strategien empfehlen.

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