Für zahlreiche Arbeitnehmer in Österreich ist der pünktliche Eingang des Gehalts von entscheidender Bedeutung. Leider gibt es Fälle, in denen Arbeitgeber den Zahlungstermin versäumen. Dieser ausführliche Artikel soll als umfassender Ratgeber dienen, um Arbeitnehmern in Österreich die rechtlichen Grundlagen, praktische Handlungsoptionen und die Bedeutung eines Fachanwalts im Kontext ausstehender Gehaltszahlungen näherzubringen.
Rechtliche Grundlagen zu ausstehendem Gehalt in Österreich
In Österreich gilt ein Arbeitsverhältnis als Dauerschuldverhältnis. Das bedeutet, dass der Arbeitgeber dazu verpflichtet ist, das vereinbarte Gehalt pünktlich und in der vollen Höhe zu zahlen. Falls dies nicht der Fall ist, gerät der Arbeitgeber automatisch in Verzug. Dies geschieht unabhängig davon, ob eine Mahnung erfolgt oder nicht. Die gesetzlichen Bestimmungen hierzu finden sich im Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuch (ABGB).
Was sagt das Gesetz zur Fälligkeit des Gehalts?
Im Arbeitsvertrag muss explizit festgelegt sein, wann das Gehalt fällig wird. Normalerweise handelt es sich dabei um das Ende des Monats, es können aber auch andere Zeitpunkte vereinbart sein. Sollte das Gehalt nicht zum vereinbarten Zeitpunkt auf dem Konto des Arbeitnehmers eingegangen sein, ist der Arbeitgeber im Verzug.
Verjährung und Rechtsansprüche bei ausstehendem Gehalt
Ein wichtiger Aspekt, der oft übersehen wird, ist die Verjährungsfrist für Lohnforderungen. Gemäß § 1489 Abs. 1 ABGB beträgt diese in Österreich drei Jahre. Es gibt jedoch spezielle Fälle, in denen die Verjährungsfrist verlängert werden kann. Dazu zählen zum Beispiel Irrtümer oder arglistige Täuschungen.
Verzugszinsen als Rechtsmittel bei ausstehendem Gehalt
Sollte das Gehalt nicht fristgerecht bezahlt werden, haben Arbeitnehmer in Österreich das Recht, Verzugszinsen zu verlangen. Diese orientieren sich am Basiszinssatz der Europäischen Zentralbank und können erheblich sein.
Wie werden Verzugszinsen berechnet?
Die Berechnung der Verzugszinsen ist in der Regel standardisiert und orientiert sich an der Dauer des Zahlungsverzugs sowie dem ausstehenden Betrag. Sie können mit Hilfe von Online-Rechnern oder durch einen Anwalt für Arbeitsrecht ermittelt werden.
Praktische Schritte: Was kann ich tun, wenn das Gehalt ausbleibt?
Die erste Maßnahme sollte immer die direkte Kommunikation mit dem Arbeitgeber sein. Sowohl mündliche als auch schriftliche Aufforderungen zur Zahlung sind möglich. Sollte dies erfolglos sein, kann der Gang zum Anwalt und die Einleitung einer Entgeltklage der nächste Schritt sein.
Entgeltklage: Was muss ich beachten?
Eine Entgeltklage sollte als letztes Mittel in Erwägung gezogen werden und ist meist mit Kosten und Zeitaufwand verbunden. Dabei kann ein Fachanwalt für Arbeitsrecht eine wichtige Rolle spielen, sowohl bei der außergerichtlichen Lösungssuche als auch bei der Klage selbst.
Fazit und Zusammenfassung
Ein ausstehendes Gehalt ist für Arbeitnehmer in Österreich eine ernstzunehmende Angelegenheit, die weitreichende finanzielle und emotionale Folgen haben kann. Daher ist es wichtig, sowohl die eigenen Rechte als auch die verschiedenen Handlungsoptionen zu kennen.