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Gemischte Erwartungen in unsicherer Wirtschaftslage, aber Private Equity klar optimistisch

43 Prozent der M&A-Expert:innen erwarten für die nächsten 12 Monate einen Rückgang der europäischen M&A-Aktivitäten, während eine starke Minderheit (36 Prozent) von einem Anstieg ausgeht, wobei sich der Private-Equity-Bereich als deutlich optimistischer erweist. Das ist das Ergebnis des M&A-Ausblicks 2024 für Europa, den die internationale Anwaltskanzlei CMS heute in Kooperation mit dem Finanzdatenunternehmen Mergermarket veröffentlichte. Es unterscheidet sich deutlich von der Prognose im letzten Jahr, als 73 Prozent mit einem Wachstum der M&A-Aktivitäten rechneten.

Im Jahr 2023 war das Umfeld der europäischen M&A-Aktivitäten bisher von einem Zusammentreffen verschiedener Faktoren geprägt, darunter hohe Inflation, steigende Zinsen und ungewisse Konjunkturaussichten. Diese Herausforderungen führten im ersten Halbjahr 2023 zu einem Einbruch des Transaktionswerts um 47 Prozent gegenüber dem Vorjahreswert (von EUR 636 Mrd. auf EUR 316 Mrd.), obwohl das Transaktionsvolumen nur einen mäßigen Rückgang von 12 Prozent gegenüber 2022 verzeichnete (von 8.635 auf 7.608 Transaktionen). Insgesamt ist für das M&A-Umfeld dieses Jahr das Vorherrschen kleinerer Transaktionen kennzeichnend, was eine Abkehr von den 2021 und 2022 beobachteten Entwicklungen markiert.

M&A-ERWARTUNGEN GEMÄSSIGT UND GETEILT
In einem zunehmend schwierigen makroökonomischen Umfeld erwarten nur 36 Prozent der M&A-Expert:innen für das nächste Jahr Zuwächse bei den europäischen M&A-Aktivitäten, nach 73 Prozent vor einem Jahr, während 43 Prozent mit einem Rückgang rechnen. Die Einschätzungen haben sich auseinanderentwickelt, wobei Private-Equity-Expert:innen deutlich optimistischer sind als der Bereich Corporate. Nur 24 Prozent der befragten Private-Equity-Expert:innen erwarten ein Schrumpfen der europäischen M&A-Aktivitäten, gegenüber 49 Prozent der befragten Corporate-Expert:innen.

WENIG LUST AUF RISIKO
Laut dem Bericht hat vor allem die verringerte Risikobereitschaft der Käufer:innen zu dieser Trendumkehr beigetragen, die durch gestiegene Finanzierungskosten und zurückhaltende Kreditvergabe weiter verschärft wird. Mit den Nachwehen der Bankzusammenbrüche in den USA und in Europa Anfang 2023 hat sich zusätzlich Besorgnis auf dem Markt breit gemacht. Als Reaktion auf die hartnäckige Inflation wurden die Zinssätze in ganz Europa, den USA und dem Vereinigten Königreich mehrfach angehoben. 48 Prozent der M&A-Expert:innen meinen insbesondere, dass Inflations- und Zinsdruck in den nächsten 12 Monaten die größte Hürde für Transaktionen darstellen wird. Sorgen um eine mögliche regionale Rezession konnten jedoch durch den Abwärtstrend der Inflation seit Anfang des Jahres gemildert werden.

Dazu Louise Wallace, Leiterin der CMS Corporate/M&A Group„Nach dem Aktivitätsschub, der auf die Pandemie folgte, beginnt der europäische M&A-Bereich nun die Auswirkungen des veränderten makroökonomischen Umfelds zu spüren. 2021 und sogar 2022, als Russlands groß angelegter Überfall auf die Ukraine die Inflation in seit Jahrzehnten nicht dagewesene Höhen trieb, stellten die Transaktionsvolumina noch Rekorde auf und die aggregierten Transaktionswerte blieben höher als vor der Pandemie. Jetzt erleben wir aber, dass das schwierigere makroökonomische Umfeld beginnt, sich auf die M&A-Aktivitäten in ganz Europa niederzuschlagen.“

Für einen Hoffnungsschimmer im insgesamt ungewissen Wirtschaftsklima sorgt die kürzliche Höherstufung der BIP-Prognosen für die EU durch die Europäische Kommission, mit einem erwarteten Wachstum von 1 Prozent für das Jahr 2023 und 1,7 Prozent für 2024. Während die Prognosen für M&A-Aktivitäten im nächsten Jahr durchwachsen bleiben – mit größerem Optimismus auf Private-Equity-Seite als im Bereich Corporate – erwartet ein erheblicher Anteil der Branchenexpert:innen eine aktive Beteiligung am M&A-Markt. Das deutet kurzfristig auf ein ansehnliches Transaktionsvolumen hin. Insbesondere scheint durch die Stabilisierung der Bewertungen im Laufe des Jahres 2023 der Boden bereitet für mittelfristig zunehmende Übereinstimmung zwischen Käufer:innen und Verkäufer:innen.

NEUE CHANCEN DURCH ESG-REGULIERUNG
64 Prozent der M&A-Expert:innen sind überzeugt, dass durch europäische Regulierungen zu ESG und Klimaschutz neue Transaktionspotenziale entstehen; 93 Prozent geben an, dass ESG-Überlegungen einen wesentlichen Teil der Sorgfaltspflichten ihres Unternehmens darstellen. Tatsächlich erwarten 85 Prozent größeres Augenmerk auf ESG bei M&A-Transaktionen in den nächsten drei Jahren.

Dazu Alexander Rakosi, Partner und Rechtsanwalt in den Bereichen Gesellschaftsrecht, M&A und Private Equity bei CMS Österreich: “Das politische Umfeld in Europa in Bezug auf ESG-Vorschriften ist relativ gesehen einheitlicher (z.B. im Vergleich zu den USA), was zu einer reibungsloseren Entwicklung der Politik und damit zu einer größeren Vorhersehbarkeit für die Teilnehmer am M&A-Markt führt.”

TRANSAKTIONSTREIBER
Ähnlich den Ergebnissen der Studie im letzten Jahr sehen M&A-Expert:innen weiterhin in unterbewerteten Übernahmezielen (36 Prozent) und Restrukturierungspotenzialen (35 Prozent) die wichtigsten Antriebskräfte für M&A-Aktivitäten in Europa für das kommende Jahr – ein wenig überraschender Trend angesichts der sinkenden Unternehmensbewertungen im Laufe der letzten 18 Monate.

ERFOLGSBRANCHEN
Mehr als ein Drittel der M&A-Expert:innen rechnen mit dem größten Transaktionszuwachs in ganz Europa in den Sektoren Technologie, Medien und Telekommunikation (37 Prozent) sowie Energie (36 Prozent). Hingegen meinen 42 Prozent, dass die Pharma-, Medizin- und Biotech-Sektoren (PMB) das geringste Wachstum aufweisen werden. Im Vorjahr hatten 68 Prozent der M&A-Expert:innen den TMT-Sektor als einen ihrer beiden Favoriten genannten; der jüngste Rückgang könnte sich zum Teil aus der merklichen Neubewertung von Technologietiteln in den letzten 12 bis 18 Monaten erklären. Die dauerhafte Dominanz des TMT-Sektors zeugt jedoch vom ungebrochenen Vertrauen der Investor:innen auf zukünftige Expansion und Unternehmensnachfrage nach Technologien, angesichts der anhaltenden digitalen Wende in verschiedenen Branchen. Ein Paradebeispiel dieses Trends war im ersten Halbjahr 2023 die Übernahme des dänischen Finanzdienstleisters SimCorp durch die Deutsche Börse um EUR 4 Mrd. – die Transaktion zeugt vom Bestreben der Börsengruppe, ihre Datenanalysekompetenz für das neu gegründete Segment Investment-Management-Lösungen zu stärken.

REGIONALE UNTERSCHIEDE
Gegenüber dem Vorjahr haben sich die Prognosen der M&A-Aktivität nach europäischen Regionen deutlich verschoben. Mit Blick auf die nächsten 12 Monate erwarten M&A-Expert:innen einen beachtlichen Transaktionszuwachs im Vereinigten Königreich und Irland, die nunmehr mit Abstand an der Spitze der Liste stehen. Fast die Hälfte (47 Prozent) der Befragten nannte sie unter ihren zwei Top-Favoriten, während sie letztes Jahr mit nur 19 Prozent der Top-zwei-Bewertungen an sechster Stelle lagen. Den zweiten Platz halten gleichauf Spanien und Portugal sowie die Benelux-Länder, die von 29 Prozent der Entscheidungsträger:innen unter die zwei Top-Regionen für erwartetes M&A-Wachstum im kommenden Jahr gereiht wurden. Dagegen sind Zentral- und Osteuropa (38 Prozent) und Italien (30 Prozent) die Regionen, in denen die meisten Expert:innen das langsamste Wachstum bei M&A-Aktivitäten erwarten.

Die europäische M&A-Landschaft ist weiter im Wandel, und die Stakeholder bleiben wachsam im Umgang mit der veränderlichen Dynamik, um Chancen zu ergreifen und Herausforderungen effektiv zu bewältigen. Der Weg nach vorn erfordert einen schwierigen Balanceakt zwischen Konjunktur, Regulatorik und Marktstimmung im Wandel.

Dazu Malte Bruhns, Leiter der CMS Corporate/M&A Group„Höhere Inflationskosten und der getrübte Konjunkturausblick haben die Käufer:innen vorsichtiger gestimmt hinsichtlich der Preise, die sie für Unternehmen zu zahlen bereit sind, während die Verkäufer:innen ihre Erwartungen erst anpassen müssen. Davon abgesehen gibt es aber reichlich Gründe für Optimismus bei den mittel- und langfristigen Aussichten für M&A in Europa, darunter das fortgesetzte Interesse an TMT-Transaktionen, der starke Investitionszufluss und das Privatkapitalwachstum in Europa, welche die Transaktionsdynamik weiter antreiben werden.“

Die wichtigsten Ergebnisse:

  • 43 Prozent der M&A-Expert:innen erwarten einen Rückgang der europäischen M&A-Aktivitäten in den nächsten 12 Monaten, während 36 Prozent mit einem Anstieg rechnen, wobei Private-Equity-Expert:innen größeren Optimismus aufweisen. Vor einem Jahr rechneten noch 73 Prozent der M&A-Expert:innen mit einem Anstieg der Aktivitäten.
  • Der Transaktionswert lag im 1. Halbjahr 2023 bei EUR 316 Mrd., was einen Einbruch um 47 Prozent gegenüber den im 1. Halbjahr 2022 verzeichneten EUR 636 Mrd. darstellt.
  • Das Transaktionsvolumen kam im H1 2023 auf 7.608, womit ein Rückgang um 12 Prozent gegenüber den 8.635 Transaktionen im H1 2022 verzeichnet wurde.
  • Als größte Hürden für die Finanzierung von Käufen im kommenden Jahr werden der Inflationsdruck (40 Prozent) und die schwache Konjunktur (38 Prozent) genannt.
  • 85 Prozent erwarten durch ESG-Regulierung genauere Prüfungen von M&A-Aktivitäten in den nächsten drei Jahren.
  • Laut Prognosen sollen im kommenden Jahr unterbewertete Übernahmeziele (36 Prozent) und Restrukturierungspotenziale (35 Prozent) die wichtigsten Treiber von M&A-Aktivitäten sein.
  • Mit dem größten Transaktionszuwachs wird in ganz Europa in den Sektoren TMT (37 Prozent) und Energie (36 Prozent) gerechnet.
  • Fast die Hälfte der M&A-Expert:innen (47 Prozent) sieht für das Vereinigte Königreich und Irland den höchsten Anstieg an M&A-Aktivitäten in den nächsten 12 Monaten voraus, gefolgt von Spanien und Portugal sowie den Benelux-Ländern (29 Prozent).

 
Der vollständige CMS M&A-Ausblick 2024 für Europa ist hier verfügbar: LINK

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