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Patrizier

Patrizier Latein: patricius, Griechisch: πατρίκιος ist die Bezeichnung für Angehörige der alteingesessenen Oberschicht im antiken Rom.

Davon abgeleitet wird auch die sozial relativ abgeschlossene Oberschicht in vielen mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Städten Patriziat genannt. Die aristokratische Herrschaft des bürgerlichen Patriziats wird als Städtearistokratie bezeichnet.

Antikes Rom

Die Patrizier stellten die gesellschaftliche und meist auch politische Oberklasse des antiken Roms dar. Patrizier nahmen für sich in Anspruch, Abkömmlinge der Familien zu sein, welche Rom gegründet oder sich kurz nach dessen Gründung dort angesiedelt hatten.

Das Wort Patrizier ”patricius” leitet sich vom lateinischen Wort ”pater, patres” Vater, Vorfahren ab. In der frühen Römischen Republik waren Mischehen zwischen Patriziern und Plebejern, also mit dem gewöhnlichen Volk, zunächst verboten und erst im Jahre 445 v. Chr. durch die Lex Canuleia de Conubio patrum et plebis gesetzlich zugelassen (Ingemar König: ”Der Römische Staat I – Die Republik -.” Seite 169, Philipp Reclam jun., Stuttgart, 1992, ISBN 3-15-008834-8)

Patrizier durften ihre Einkommen nur aus ihrem Grund und Boden, zumeist also aus der Landwirtschaft oder aus Beute im Krieg erzielen. Gewerbliche Tätigkeiten, Bankiers- oder Handelsgeschäfte waren ihnen zunächst verboten und galten später zumindest als verpönt.

Im Zuge der Ständekämpfe lockerten sich diese Einschränkungen, als sich die Plebejer ihr Recht auf Teilhabe an der politischen Macht erstritten hatten.

Seit der Zeit der mittleren Republik bildeten die patrizischen Familien und mehrere plebejische Familien die politische Führungsschicht Roms. Dennoch blieben den Patriziern bis in die Kaiserzeit bestimmte religiöse Ämter vorbehalten, wie das des flamen dialis, der rex sacrorum, die Salier und die Flamen des Mars und des Quirinus, nicht aber das des Pontifex Maximus, das nur bis zum Erlass der Lex Ogulnia im Jahre 300 v. Chr. ausschließlich Patriziern vorbehalten war, dann aber auch Plebejern offen stand.

Plebejische Pontifices Maximi waren z. B. Angehörige der gentes Liciniae, Muciae, Caeciliae und Domitiae. Es gab aber auch weltliche Ämter, die nur von Patriziern bekleidet werden durften, nämlich das Amt des Senatsvorsitzenden Princeps senatus und das des Interrex. Umgekehrt waren den Patriziern manche Ämter versperrt, darunter das Amt des in der späten Republik mächtigen Volkstribunen und das des plebejischen Ädils.

Die Patrizier genossen prinzipiell auch noch in der späten Republik besonderes Ansehen und neigten zumeist der politischen Richtung der Optimaten zu. Das hinderte jedoch bekannte Patrizier wie Gaius Iulius Caesar oder Publius Clodius Pulcher nicht daran, zu den Popularen überzutreten oder deren Partei zu ergreifen. Bekannte Patrizierfamilien, die auch viele Konsuln und andere hohe Beamte der römischen Republik stellten, waren unter anderem die Cornelier, Valerier, Julier, Claudier, Aemilier und Fabier.

Die patrizischen Familien nahmen bereits während der Zeit der späten römischen Republik ab ca. 150 v. Chr. deutlich an Zahl ab, da sie häufig entweder unter Unfruchtbarkeit litten oder in der Krise der Republik durch Krieg, Bürgerkrieg oder Proskriptionen dezimiert wurden. Einst die staatstragende Bevölkerungsschicht, verschwanden viele patrizische Geschlechter bis 30 v. Chr., vor allem in der Zeit des zweiten Triumvirats. Kaiser Augustus, der Begründer des Prinzipats, gehörte seit seiner testamentarischen Adoption durch Gaius Iulius Caesar selbst einer patrizischen gens an und versuchte, den Stand durch Förderung alter Familien wieder zu stärken; zudem ließ er sich vom Senat 29 v. Chr. durch die Lex Saenia das Recht verleihen, neue Patrizier zu ernennen.

Dieses Recht war bereits Caius Julius Cäsar durch die Lex Cassia verliehen worden. Dieses Recht beanspruchten künftig auch Augustus’ Nachfolger. Im spätantiken Römischen Reich führte Kaiser Konstantin der Große den Titel patricius als Titel für Männer ein, die sich um dem Kaiser verdient gemacht hatten. Bis zum Ende der Antike war er als Ehrentitel von Bedeutung vgl. etwa Petros Patrikios; in Westrom war er ab Constantius III. dem magister militum und eigentlichem Machthaber vorbehalten. In Ostrom verlor er nach dem 7. Jahrhundert etwas an Exklusivität, blieb aber dennoch als patrikios auch im Mittelalter ein begehrter Ehrenrang.

Literatur

  • Michael Hecht: ”Patriziatsbildung als kommunikativer Prozess. Die Salzstädte Lüneburg, Halle und Werl in Spätmittelalter und Früher Neuzeit” ”Städteforschung.” Reihe A: ”Darstellungen.” Bd. 79. Böhlau, Köln u. a. 2010, ISBN 978-3-412-20507-2 Zugleich: Münster, Universität, Dissertation, 2008, Löst sich vom Handbuchwissen und untersucht “Patriziat” nicht als ständische Einheit, sondern als kommunikativ reproduzierte, dynamische und relationale Ordnungsvorstellung anhand von Besitz- und Beteiligungsverhältnissen, Organisationsstrukturen, sozialem Profil, Erinnerungskulturen, Initiationsritualen, Zulassungskonflikten, Präzedenzstreitigkeiten, sozialen Erkennungszeichen, ständischen Rollen und Karrieremustern.

Quellen & Einzelnachweise

  • http://de.wikipedia.org/wiki/Patrizier 10.12.2014

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Dieser Artikel basiert auf dem in den Quellen angeführten Wikipedia-Artikel, verfügbar unter der LizenzCC BY-SA 3.0“.

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