Mediation ist für jene Fälle eine Alternative, in denen die Beziehung zum „Gegner“ möglichst erhalten bleiben soll, etwa bei Konflikten in der Familie, am Arbeitsplatz, unter Nachbarn unter zwischen Unternehmen. But first things first – was ist denn Mediation eigentlich?
In einer Mediation haben die Konfliktparteien die Lösung selber in der Hand. Der/die MediatorIn schafft einen Rahmen, in dem sich die Parteien über mehrere Phasen hinweg die Lösung ihres Konfliktes selber erarbeiten. Ziel ist nicht ein Kompromiss, sondern im besten Fall eine Win-Win-Situation. Ein gern genanntes Beispiel zur Veranschaulichung: A und B streiten sich um eine Orange. Ein Kompromiss wäre, die Orange zu teilen und jedem eine Hälfte zu geben. Weiß man jedoch, dass A die Schale für einen Kuchen braucht und B nur den Saft, ist der Kompromiss weder für A noch für B richtig befriedigend. Gibt man A jedoch die Schale und B den Saft, ergibt sich eine Win-Win-Situation.
Was macht der Mediator/die Mediatorin (nicht)?
MediatorInnen leiten allparteilich und neutral durch die Mediation. Sie geben allerdings keine Beratung oder machen selber Lösungsvorschläge – sie bieten nur den Rahmen dafür. Durch gezieltes Fragen wird versucht festzustellen, welche Interessen und Bedürfnisse hinter den einzelnen Positionen stehen. Danach soll dafür gegenseitiges Verständnis aufgebaut und darauf wiederum Lösungen gefunden werden. Dabei handelt es sich auch keinesfalls – wie oft vermutet – um eine (Psycho-)Therapie oder Ähnliches.
Für wen kann Mediation das richtige Mittel sein?
Wie oben erwähnt – ist eine Mediation für all jene Menschen gedacht, die die Beziehung zum Gegenüber erhalten möchten oder müssen. Zum Beispiel Vater und Mutter bei der Trennung in Obsorgefragen, Geschwister in Erbstreitigkeiten, Teamkollegen, Geschäftspartner, Nachbarn. Hier ist es oft so, dass man der anderen Partei nicht entkommen kann. Man muss miteinander auskommen und sich auch nach einer Streitigkeit in die Augen sehen können. Das ist oft nicht mehr möglich, wenn man vor Gericht bis aufs Äußerste verhandelt – da kann Mediation eine gute Alternative sein.
Welche Voraussetzungen müssen vorliegen?
Eine Mediation kann natürlich nur funktionieren, wenn alle Beteiligten zur selbstständigen Konfliktlösung bereit sind. Das ist natürlich nicht immer der Fall. Gerade bei sehr verhärteten Fronten und bereits stark eskalierten Konflikten ist eine Mediation oft nicht mehr möglich. Fehlt diese Bereitschaft, kann die Mediation nicht (mehr) gelingen. Mediation ist immer freiwillig, sie kann daher jederzeit abgebrochen werden, wenn sie nicht (mehr) zielführend erscheint – und zwar von allen Seiten, auch von den MediatorInnen.
Welche Vorteile hat Mediation?
Im Gegensatz zum herkömmlichen Gerichtsverfahren haben die Parteien das Ergebnis selber in der Hand. Sie haben die Kontrolle über den Ausgang und müssen nicht auf ein positives Urteil hoffen. Zudem ist eine Mediation gegenüber dem Gerichtsverfahren kostengünstiger und weniger zeitaufwändig, da keine Kosten des Gegners getragen werden müssen und es nicht zu langen Prozessen kommen muss. Weil die Konfliktparteien die Lösung selber erarbeiten, ist diese auch nachhaltiger und oft „lebbarer“. Eine selbst erarbeitete Lösung wird eher eingehalten, als eine von Außen diktierte.
Übrigens ist Mediation keine Zeitverschwendung – auch dann nicht, wenn sie erfolglos bleibt. Denn ein Mediationsversuch hemmt die Verjährung. Sie lebt erst wieder auf, wenn die Mediation scheitert. MediatorInnen dürfen in einem allfälligen späteren Verfahren nicht über die Inhalte der Mediation aussagen, sie sind – wie Anwälte – zur Verschwiegenheit verpflichtet. Die Mediation ist also völlig vertraulich.
Wie endet eine erfolgreiche Mediation?
Kann eine gemeinsame Lösung gefunden werden, wird diese in einem außergerichtlichen Vergleich festgehalten. Auch dieser kann vollstreckbar werden.